In der Mythologie der Aborigines,
wird die Zeit der Schöpfung, in der die bekannte Landschaft Gestalt
annahm und alles Leben seinen Ursprung nahm, als Traumzeit oder
Dreamtime bezeichnet. Die Kultur der australischen Aborigines beruht
ganz und gar auf der Erinnerung an den Ursprung des Lebens. Gemäß
neuesten Erkenntnissen sind ihre Schöpfungsgeschichte und das daraus
abgeleitete Weltbild rund einhundertfünfzigtausend Jahre alt.
Die Aborigines nennen
die Kräfte und Mächte, die die Welt geschaffen haben, ihre «Creative
Ancestors» - ihre Schöpferischen Ahnen. Sie sind der Überzeugung, dass
unsere wunderbare Welt nur in Übereinstimmung mit der Kraft, der
Weisheit und den Absichten dieser ersten Ahnen so perfekt geschaffen
werden konnte. Während der Epoche, in der dies geschah- der Traumzeit -,
bewegten sich die Ahnen über eine kahle, eintönige Fläche, ähnlich wie
auch die Aborigines durch ihr riesiges Land wandern. Die Ahnen zogen
hierhin und dorthin, sie jagten, schlugen ihr Lager auf, kämpften und
liebten, und so schufen sie aus einem formlosen Land eine topographische
Landschaft. Vor ihren Wanderungen legten sie sich schlafen und träumten
die Abenteuer und Ereignisse des folgenden Tages. Auf diese Weise, indem
sie ihre Träume in die Tat umsetzten, schufen die Ahnen Ameisen,
Grashüpfer, Emus, Krähen, Papageien, Wallabys, Kängurus, Echsen,
Schlangen, alle Nahrung sowie die Pflanzen. Sie schufen alle Elemente
der Natur, die Sonne, den Mond und die Sterne, und sie schufen auch die
Menschen, die Stämme und Clans. All dies wurde von den Ahnen
gleichzeitig erschaffen, und jedes Ding konnte sich in ein anderes
verwandeln. Eine Pflanze konnte zu einem Tier werden, ein Tier zu einer
Landschaftsform, eine Landschaftsform zu einem Mann oder einer Frau. Ein
Ahne konnte zugleich Mensch und Tier sein. Diese Umwandlungen gingen hin
und her, je nachdem, wie es die Geschichten der Traumzeit verlangten.
Alles wurde aus derselben Quelle geschaffen - den Träumen und den Taten
der großen Ahnen -, und alle Stufen, Phasen und Zyklen waren in der
Traumzeit gleichzeitig gegenwärtig. Während die Welt Form annahm und
sich mit den Arten und vielfältigen Ausgestaltungen erfüllte, die sich
aus den Umwandlungen der Ahnen ergaben, wurden die Ahnen müde und gingen
in die Erde, in den Himmel, die Wolken und die Geschöpfe zurück, um
gleich einer Kraft in allem nachzuhallen, was sie geschaffen hatten.
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Wie Eingana die Lebewesen schuf
Die Erzählung eines Ältesten:
Jene erste Zeit, die Urzeit, nennen wir
Bieingana. Das Urwesen nennen wir Eingana.Wir nennen Eingana unsere Mutter.
Eingana schuf alles: Wasser, Steine, Bäume, Menschen. Sie schuf alle Vögel.
Fliegende Hunde, Känguruhs und Emus. Eingana war schwanger, mit allem Leben in
jener Urzeit.
Eingana ist die Urschlange. Sie verschlang
alle Menschen. in ihrem Schoß nahm sie sie mit sich in das Wasser. Dann tauchte
sie aus dem Wasser auf und war hochschwanger mit allem Leben in ihr. Sie tauchte
in Gaieingung auf, in der großen Wasserstelle bei Bamboo Ceck. Eingana wälzte
sich auf dem Boden.. Sie stöhnte und schrie, sie schrie laut vor Schmerz in
ihren Wehen, weil sie all die Menschen, alle Lebewesen in sich trug. Ein alter
Mann, Barraiya, war lange Zeit über Land gewandert. All die Zeit hatte er
Einganas Schreie vernommen und ihr Stöhnen. Barraiya schlich sich in ihre Nähe;
er erblickte Eingana. Er sah, wie sich die Riesenschlange stöhnend und schreiend
herumwälzte. Barraiya legte seinen Speer in die Speerschleuder. Er beobachtete
die Riesenschlange. Er sah die Stelle, in die er seinen Speer schleudern,.
musste. Er schleuderte seinen Speer in ihren Unterleib. Alles Blut floss aus der
Speerwunde, und alle Menschen kamen nach dem Blut zum Vorschein.
Kandagun, der Dingo, verjagte die Menschen.
Er vertrieb sie und teilte sie in verschiedene Stämme mit verschiedenen Sprachen
auf. Als Kandagun die Menschen verjagte, flogen. einige als Vögel davon, andere
suchten als Känguruhs das Weite, wieder andere rannten als Emus auf und davon,
oder sie verwandelten sich in Fliegende Hunde, Ameisenigel, Schlangen und andere
Tiere - alles, um Kandagun zu entkommen.
Zu Anbeginn jedoch, bevor Barraiya seinen
Speer in Eingana schleuderte, konnte kein Lebewesen auf normalem Wege geboren
werden. Eingana mußte alles aus ihrem Mund speien. Menschen mussten alles
ausspeien. Kinder konnten nicht wie heute geboren werden. Deshalb musste Barraiya
Eingana durchbohren.
Der alte Mann Barraiya war von Osten nach
Westen gewandert. Nachdem er Eingana durchbohrt hatte, kehrte er zu seiner
Stätte Barralyawim zurück. Dort malte er seine Gestalt auf einen Felsen. Dann
verwandelte er sich in einen blaugeflügelten Königsfischer.
Eingana schuf den großen Boolmoon River,
den Flying-Fox River und den Roper River. Sie schuf alle Flüsse. Nun haben wir
Wasser. Deshalb sind wir am Leben. Eingana schuf Bolong, die Regenbogenschlange.
Ganz am Anfang, als Eingana Menschen verschlang, spie sie sie als Vögel wieder
aus, als Bonorong, den Kranich, als Janaran, den Storch, als Baruk, den
Kormoran. Eingana spie Menschen aus, und sie verwandelten sich in Koopoo, das
Känguruh, in Kandagun, den Dingo, in Galwan, den Waran, in Nabininbulgai, den
Fliegenden Hund. All diese Vögel und Tiere, all diese Dinge nahm Eingana wieder
in sich auf. Sie sprach.- «Es ist mein Wille, daß ihr mir alle gehorcht und
meine Weisungen einhaltet.» Eingana nahm sie Alle wieder in sich auf. Eingana
verschlang sie nochmals. Sie entließ sie in das Wasser als Schlange., als Bolong,
die Regenbogenschlange.
Niemand kann Eingana sehen. Sie hält sich
in der Wassermitte auf. Dort ist ihre Höhle. In der Regenzeit, wenn das
Hochwasser ansteigt, erhebt sich Eingana inmitten des Hochwassers. Eingana läßt
ihren Blick über das Land streifen. Sie setzt alle Vögel, Schlagen, Tiere und
unsere Kinder frei; Eingana entlässt all diese Dinge aus ihrem Leib.
Eingana lässt sich auf dem Hochwasser
entlang treiben. Sie erhebt sich und blickt über das Land. Sie setzt alle Art
von Leben frei, das in ihr wohnt. Wenn das Hochwasser absinkt, kehrt Eingana in
ihr Lager zurück. Sie taucht nicht mehr auf. Sie kehrt nicht zurück - sei es
kalt oder warm. Erst in der kommenden Regenzeit kehrt sie zurück und setzt
wieder alle Lebewesen frei: Schlange, Vögel, Dingos, Känguruhs, Menschen, alles.
Eingana hält das Ende einer Schnur aus
einer Sehne, die Toon heißt. Das andere Ende dieser Schnur ist an der großen
Sehne über der Ferse eines jeden Lebewesens befestigt. Eingana hält diese Schnur
zu allen Zeiten, weshalb wir sie unsere Mutter nennen. Erst wenn wir sterben,
lässt Eingana diese Schur los. Wenn ich sterbe, sterbe ich für alle Zeit. Mein
Lebensgeist Malikngor folgt dem Weg Bolongs.
Malikgnor kehrt in mein Stammesland zurück,
dorthin, wo ich geboren wurde. Jedermanns Lebensgeist tut dies.
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Woher die Kinder kommen
Die Seelenkinder Pitipitui existieren schon
seit Anbeginn. In ihnen wohnt die Lebenskraft, die sie später zu echten
Menschenkindern verwandelt.
Die Pitipitui wohnen in Totemplätzen, wo
sie auf einen Vater warten, der sie zu ihrer zukünftigen Mutter bringen wird, in
deren Leib sie dann zu einem Kind aus Fleisch und Blut heranwachsen. In der
Urzeit brachte Purukupali seinen beiden Schwestern Seelenkinder, und später
brachte er Seelenkinder zu seiner Gattin Bima mit dem Auftrag, sie an die
anderen Frauen im Land zu verteilen. Bevor Purukupali in seinen Tod ging,
verkündete er den Pitipituis, daß sie von nun an von einem Vater zu ihren
Müttern getragen werden sollten. Sie erscheinen dann ihrem zukünftigen Vater in
einem Traum und bitten ihn, ihnen eine Mutter zu geben, wenn er sich in der Nähe
einer ihrer Totemstätten aufgehalten hat. Der Vater trägt das unsichtbare
Pitipitui auf seinen Schultern zu seinem Lager, wo er seiner Frau verkündet, daß
sie ein Kind bekommen wird, und das Seelenkind dringt heimlich in den Leib
seiner Mutter ein, wo es zu einem Menschenkind heranwächst.
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Beginn der Traumzeit
Die
Traumzeit begann, als die Erde noch ein öder, leerer Klumpen war. Die Ahnen schliefen noch unter der Oberfläche und durchbrachen dann aus dem Schlaf erwachend die Erdkruste.
Eines Tages erwachte die Regenbogenschlange und wühlte sich durch das Land. Sie schob Steine beiseite, warf Hügel auf und hinterließ tiefe Gruben, in denen sich das Wasser sammeln
sollte. So schlängelte sie sich um die ganze Erde und kehrte wieder an den Ursprungsort zurück.
Dort rief sie die Frösche, die allerdings sehr lange brauchten um an die Oberfläche zu gelangen, denn ihre Bäuche waren voll mit Wasser.
Sie kitzelte die Frösche, die daraufhin lachten und das Wasser ausspiehen. Das Wasser verteilte sich und füllte die von der Schlange erzeugten Gruben. Es entstanden die Seen und Flüsse.
Nun begann auch das Gras und die Bäume zu wachsen. Das Leben begann.
Die Regenbogenschlange erließ Gesetze, die alle befolgten. Doch einige der Tiere waren streitsüchtig und so sprach die Schlange: "Diejenigen, die meine Gesetze befolgen, werden belohnt und erhalten einen menschlichen Körper. Die anderen aber, verwandle ich in Stein, auf das sie nie mehr über die Erde wandern können".
Die nun zu Menschen gewordenen Tiere erhielten ein Totem, nämlich jenes aus welchem sie waren. Und um immer reichlich Nahrung zu haben, durfte kein Stamm die Tiere seines eigenen Totems essen, immer nur das der anderen Totems.
Nur so konnten die Stämme nebeneinander leben und Frieden halten.
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Erschaffung des Landes durch
die Regenbogenschlange
Zu
Anbeginn gab es nur das
große Salzwasser. Aus den
Tiefen stieg Ungud, die
Regenbogenschlange, empor.
Steil richtete sie sich auf
und warf ihren Bumerang in
einem weiten Umkreis über
das Meer.
Mehrmals
berührte der Bumerang auf
seinem Flug die Fläche des
Salzwassers, und dort
schäumte das Wasser auf, und
glattes, ebenes Land kam zum
Vorschein. Ungud wanderte
über dieses neue, weiche
Land und legte viele Eier,
aus denen neue Urzeitwesen
schlüpften.
Es waren
die Wondjina, und sie
wanderten in alle
Richtungen.
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Woher
Gesänge, Tänze und Gesetze
kommen
Vor
langer Zeit lebten zwei alte
weise Männer, die sehr gut
waren. Die beiden Männer
waren sehr groß, so groß wie
ein Korkbaum, und trugen
lange Bärte, die bis zu
ihren Oberschenkeln
herabfielen. Die beiden
Alten erfanden und fertigten
viele Dinge. Sie erfanden
den Yona-Gesang und den
Garamede-Tanz, die in den
Beschneidungsfeiern
verwendet werden. Sie trugen
stets drei Gegenstände bei
sich, die sie selbst
gefertigt hatten und die nur
geweihte Männer sehen und
berühren durften: das
heilige Schwirrholz Galegoro,
das Seelenholz Birnnal und
den scharfen
Feldspatsplitter D'emare,
der bei Beschneidungen
verwendet wird. Außerdem
besaßen sie den schlechten
Stein Yagobanda, der schwarz
ist, und den guten Stein
Gande, der weiß ist und
ebenfalls bei der
Beschneidung benutzt wird.
Gande und D'emare müssen in
einer Hülle aus
Papierbaumrinde verborgen
gehalten werden, damit keine
Uneingeweihten sie je sehen
oder berühren können.
Gagamaran und Gonbaren
wanderten in viele
Richtungen und brachten das
Gesetz, den Yona- Gesang,
den Garamede-Tanz und die
Sitte der Beschneidung.
Überall gaben sie den
Menschen die verschiedenen
Sprachen.
Jetzt wohnen die beiden
Alten im Himmel in den
großen Sternennebeln.
Manchmal kommen sie zur Erde
herab und vollbringen gute
Werke. Sie helfen den
Menschen, über deren Gebiet
sie zu Anbeginn gewandert
waren. Sie bestrafen deren
Feinde, um deren Gebiet sie
Feuer legen. Dann trocknet
alles aus. Wasserstellen,
Bäume, Gras, alles, und die
Feinde finden keine Nahrung
mehr. Gagainaran und
Gonbaren werden in Träumen
gesehen. Sie geben den
Träumern, die sie im Busch
ergreifen, neue Gesänge und
neue Tänze. Dann bringt der
Mann die neuen Gesänge und
Tänze heim ins Lager, wo er
sie den anderen Männern
lehrt.
Seitenanfang
Die Numbakulla
und die ersten
Menschen
vom Stamm der
Aranda, Zentral
Australien
(Alice Springs
Gegend)
Der Mythos
besagt wie in
vergangenen
spirituellen
Zeiten, zwei
große Wesen, die
Numbakulla im
westlichen Teil
des Himmels
lebten. Von dort
sahen sie eine
Anzahl von
embryonaler
Wesen, die
Inapatua und es
war ihre Pflicht
daraus Männer
und Frauen zu
machen.
Diese Inapatua
kauerten unter
Felsbrocken am
Rande der
Salzseen; die
Umrisse der
einzelnen
Körperteile nur
erahnbar
erkenntlich
waren. Sie
konnte weder
sehen, hören
noch sich
bewegen. Die
Numbakulla kamen
zur Erde herab
mit ihren
Steinmesser,
nahmen die
unfertigen
Körper der
Inapatua und
fingen an aus
ihnen Menschen
zu machen. Mit
ihren Messern
machen sie
zuerst die Arme
und Beine und
dann am Ende der
Gliedmaßen
machten sie vier
Einschnitte;
Finger und
Zehen. Mit Ihren
Messern öffneten
die Numbakulla
die Augen und
Mund jedes
einzelnen und
mit ihren
Fingern formten
sie Nasen und
Ohren.
Allmählich
vermehrten sich
diese neu
geformten Wesen
und verteilten
sich über das
Land, sammelten
Nahrung und
gehorchten den
komplexen
Gesetzen des
Stammes mit all
ihren
Verhaltensweisen
und Sitten,
welch nur den
Männer und
Frauen des
Aranda Stammes
zu eigen ist.
Seitenanfang
Wie die Menschen in
Stämme eingeteilt wurden
Nachdem
die Schöpfung der Welt
vollendet war, heirateten
Brüder und Schwestern und
andere nahe Verwandte
wahllos untereinander, bis
die schlimmen Folgen einer
solchen Willkür deutlich
zutage traten. Da wurde eine
große Versammlung
zusammengerufen, doch
niemand wußte den rechten
Rat. Nach langem Hin und Her
wurde beschlossen, den guten
Schöpfergeist Muramura um
Rat zu bitten. Dieser gebot
nach kurzer Ueberlegung, daß
der Stamm in verschiedene
Zweige aufgeteilt werden
sollte. Jeder Zweig sollte
einen Namen von einer
anderen Naturerscheinung
ableiten, wie Hund, Känguruh,
Emu, Regen, Wind und so
weiter. Und daß die
Angehörigen eines solchen
Zweiges zwar mit seiner
Erlaubnis miteinander
verkehren, aber nicht
untereinander heiraten
können. Und daß deswegen dem
Sohn eines Hundes die Heirat
mit einer Tochter eines
Hundes verboten sei, aber
daß er der Mann einer
Beutelratte oder eines Emus
sein könnte. Und so war von
nun an die erste Frage an
einen neuankommenden
Fremdling stets: «Welcher
Familie gehörst du an?»
Seitenanfang
Die Herkunft des
Feuers
(von den Stämmen
an der
Nordwestküste
Australiens)
Das Feuer kam
vom Himmel, wo
zwei Brüder
Kanbi und
Jitabidi, nahe
dem Kreuz des
Südens, am
Himmel lebten.
Zu diesem
Zeitpunkt gab es
sonst nirgends
im Universum
Feuer.
Als aber Nahrung
knapp wurde in
der Himmelwelt
gingen Kanbi und
Jitabidi zur
Erde hinab und
brachten ihre
Feuerstöcke mit.
Sie errichteten
ein Lager,
legten ihre
Feuerstöcke auf
den Boden und
gingen auf die
Jagd nach
Opposum.
Die Beiden
blieben sehr
lange weg und
die Feuerstöcke
fingen an sich
zu langweilen.
So fingen sie an
miteinander zu
spielen im Geäst
eines Baumes und
im Gras. Das
hatte zur Folge,
dass sie ein
Buschfeuer
entfachten.
Als die beiden
Brüder den Rauch
sahen, gingen
sie sofort
zurück zu ihrem
Lager, fingen
die Feuerstöcke
ein und brachten
sie wieder an
ihrem Platz in
der Himmelwelt
zurück.
Es geschah, dass
eine Gruppe von
Aborigines
dieses
Buschfeuer
gesehen und auch
dessen Wärme
gespürt hatten.
Sie verstanden
den Wert,
welches dieses
neue Element
haben konnte
sofort und
nahmen einen
brennenden Ast
mit in ihr
Lager. Seit
jener Zeit haben
jetzt alle
Aborigines
Feuer, was
früher nur den
Brüdern vom
Kreuz das Südens
gehört hat.
Seitenanfang
Wie die Männer entstanden
Vor
langer Zeit war Pund-jel der
große Schöpfergeist. Er
schuf alle Dinge auf der
Erde und alle Lebewesen,
außer den Frauen. Er trug
immer ein großes Steinmesser
bei sich, und als er die
Erde schuf, zerschnitt er
sie an vielen Stellen, so
daß sich Berge, Täler und
Wasserläufe bildeten.
Dann
schnitt er mit seinem Messer
drei größere Rindenstücke.
Auf das erste legte er
feuchten Ton, den er so
lange bearbeitete, bis er
glatt und formbar wurde.
Dann schnitt er den Ton in
zwei gleich große Stücke und
trug die eine Hälfte zu dem
zweiten Rindenstück, auf dem
er die Tonmasse zu kneten
und in die Form eines Mannes
zu verwandeln begann. Erst
formte er Füße, dann Beine,
Rumpf, Arme und schließlich
den Kopf. Danach schuf er
den Körper eines zweiten
Mannes auf dem dritten
Rindenstück. Als er seine
Arbeit beendet hatte,
betrachtete er die beiden
Männer lange Zeit und war so
zufrieden mit seinem Werk,
dass er im Kreis um sie
herumtanzte.
Als
nächstes zog er faserige
Rinde von einem
Eukalyptusbaum ab und legte
jedem Mann einen Haarschopf
auf den Kopf - dem einen
Mann gab er glattes und dem
anderen gelocktes Haar.
Wieder war er mit seiner
Geschöpfen so zufrieden, daß
er zu tanzen anfing. Dem
Mann mit glattem Haar gab er
den Namen Ber-rook-Boorn,
den gelockten Mann nannte er
Koo-Kin-Ber-rok.
Nachdem
er die Körper der bei den
Gestalten noch einmal von
Kopf bis Fuß geglättet
hatte, legte er sich auf den
Körper eines jeder Mannes
und flößte ihnen seinen Atem
ein durch Mund, Nase und
Nabel. Die beiden Männer
begannen zu atmen und sich
zu bewegen.
Pund-jel
tanzte ein drittes Mal um
sie herum. Dann schenkte er
ihnen die Gabe der Sprache
und befahl ihnen
aufzustehen. Und so standen
sie auf als erwachsene
Männer.
Zu Anbeginn gab es nur das
große Salzwasser. Aus den
Tiefen stieg Ungud, die
Regenbogenschlange, empor.
Steil richtete sie sich auf
und warf ihren Bumerang in
einem weiten Umkreis über
das Meer. Mehrmals berührte
der Bumerang auf seinem Flug
die Fläche des Salzwassers,
und dort schäumte das Wasser
auf, und glattes, ebenes
Land kam zum Vorschein.
Ungud wanderte über dieses
neue, weiche Land und legte
viele Eier, aus denen neue
Urzeitwesen schlüpften. Es
waren die Wondjina, und sie
wanderten in alle
Richtungen.
Seitenanfang
Wie die ersten Frauen
geschaffen wurden
Pund-jel hatte eine Frau, deren Gesicht er
nie gesehen hatte, und einen Sohn Bin-beal. Pund- jel besaß auch einen Bruder
Pal-ly-yan. Pal-ly-yan besitzt absolute Macht über alle Gewässer. Er ist Herr
über Flüsse, Bäche und Seen, und auch das Meer ist ihm untertan. Er beherrscht
alle Lebewesen des Wassers, und am liebsten vertreibt er sich die Zeit mit
Schwimmen und Tauchen.
Eines Tages vergnügte sich Pal-ly-yan auf
diese Weise in einer sehr tiefen Wasserstelle. Er schlug übermütig mit flachen
Händen auf die Wasseroberfläche, bis sich das Wasser zu trüben begann. Er
wirbelte dabei so viel Schlamm auf, bis das Wasser undurchsichtig wurde und sich
die Wasserstelle in ein Schlammloch verwandelte. Zwar konnte Pal-ly-yan nicht
mehr erkennen, was sich unter der Oberfläche des Schlamms befand, doch glaubte
er, darin etwas erkannt zu haben. Als er vorsichtig mit einem Zweig den Schlamm
teilte, erkannt er ein Paar Hände, wie sie Pund-jel seinen Männern geformt
hatte. Da holte sich Pal-ly-yai einen starken gekrümmten Ast, mit dem er den
Schlamm tiefer teilte, worauf zwei Köpfe auftauchten, die den Köpfen von
Pund-jels Männern ähnelten. Mit dem gekrümmten Ast fischte Pal-ly-yan die beiden
Gestalten aus dem Schlamm und sah, dass es zwei junge Frauen waren, denen er die
Namen Ko-ner-warra und Ku-ur-rook gab. Er brachte sie zu Pund-jel, der sie
Ber-rook-Boorn und Koo-kin-Ber- rok, den beiden von ihm geschaffenen Männern,
zur Frau gab. Dann gab er jedem Mann einen Speer, und Pal-ly-yan gab jeder Frau
einen Grabstock. Er bestimmte, daß sie in Frieden miteinander leben sollten. Er
befahl den Männern, ihre Speere in der Jagd auf Känguruhs und Emus zu benutzen,
und den Frauen sagte er, daß sie mit ihren Stöcken nach Nahrung graben sollten.
Drei Tage lang blieben Pund-jel und Pal-ly-yan bei den beiden Paaren,
unterwiesen die Männer in der Jagd und zeigten den Frauen, wo sie nach Wurzeln
graben sollten. Am dritten Tag, als sie sich alle niedergesetzt hatten, kam ein
großer Sturm auf, und Pund-jel und Pal-Iy-yan entschwanden in einem großen
Wirbelsturm.
Seitenanfang
Wie die Sonne entstanden ist
Es war die Zeit, in der es
nur den Mond und die Sterne
gab, Vögel und andere Tiere,
aber noch keine Menschen.
Emu Dinewan und seine
Gefährtin Brogla hatten in
der Nähe von Murrumbidgee
einen heftigen Streit
miteinander, und vor lauter
Wut schleuderte Brogla mit
aller Kraft ein riesiges Ei
aus Dinewans Nest in
Richtung Himmel. Das
zerbrach dort oben auf einem
Haufen Holzfeuer, der sich
entzündete und die Welt
erhellte. Alle Geschöpfe der
Welt waren erstaunt und
geblendet von der Helligkeit
und Schönheit der Welt. Ein
guter Geist im Himmel
entschied sich deshalb,
jeden Tag so ein Feuer zu
entfachen. Mit Hilfe von
anderen Geistern wurde jede
Nacht Holz für das Feuer
gesammelt und am Ende der
Nacht der Morgenstern als
Bote für das baldige
Entzünden des Feuers
ausgesandt.
Mit der Zeit fanden die
Geister, dass diese Art von
Ankündigung nicht ausreicht,
da die Schlafenden nicht
sehen. Jemand in der
Dämmerung sollte Lärm
machen. Lange überlegten die
Geister, wer diese Aufgabe
übernehmen könnte, bis sie
eines Abends das wie
Gelächter klingende Schreien
des Kookaburras (in der
Aboriginesprache
Goo-goor-gaga genannt)
hörten. Dieses Gelächter war
genau richtig, und der
Kookaburra erhielt den
Auftrag jeden Morgen vor
Sonnenaufgang mit seinem
Gelächter die Schlafenden zu
wecken. Falls er dies nicht
mehr tun sollte, drohten die
Geister damit kein
Sonnenfeuer mehr zu
entzünden und die Welt im
Dämmerzustand zu belassen.
Aber der Kookaburra war und
ist auch heute noch bereit
das Licht der Welt zu retten
und so erhallt jeden Morgen
das laute Geschrei des
Eisvogels durch die weiten
Lüfte Australiens: "Goo goor
gaga, goo goor gaga, goo
goor gaga!"
Die Geschichte geht noch
weiter. Sie beschreibt, wie
die Götter jeden Morgen das
Feuer entfachen, wie das
kleine Feuer zu einem
lodernden Feuer wird und
sengende Hitze verbreitet,
bis hin zum Abend, an dem
nur noch die rote Glut übrig
ist, die schnell erlischt
und am nächsten Morgen beim
Schrei des Kookaburras
wieder von neuem entfacht
wird.
Seitenanfang
Die Sonnen-Frau und der
Mond-Mann
Das Leben war schwer für die
Aborigines, als die
Welt noch jung war, denn sie
hatten weder Licht noch
Wärme. Sie mußten im Dunkeln
jagen und ihre Beute roh
essen.
Eines Tages, als
Purukupali (der erste
Mann auf der Welt) und sein
Kumpan Japara zwei
Stöcke aneinander rieben,
nur so, um zu sehen was
passieren würde, entdeckten
sie zufällig die Kunst des
Feuermachens. Purukupali
erkannte sofort die
überwältigende Bedeutung
dieser Entdeckung. Er hatte
etwas gefunden, was die
Dunkelheit vertreiben, Wärme
spenden kann und zum Kochen
der Beute dienlich war. So
gab er seiner Schwester
Wuriupranala ein großes
Stück brennender Baumrinde
und seinem Freund Japara
gab er ein kleineres Stück
und sagte zu ihnen, daß egal
was passiert, sie dürften
dieses Feuer nie ausgehen
lassen.
Als das Entstehungszeilalter
zu einem Ende kam und die
mythischen Gestalten sich in
Lebewesen, Pflanzen und
Naturgewalten verwandelten
wurde Wuriupranala
zur Sonnen-Frau und
Japara zum Mond-Mann.
So ist es, daß morgens wenn
die Sonnen-Frau im Osten
aufsteht mit ihrer
brennenden Fackel aus
Baumrinde, daß die
Aborigines ihre Lager
verlassen und Nahrung suchen
gehen. Wenn Mittags die
Sonne den Höchststand
erreicht und Wuriupranala
ein Feuer macht um ihr Essen
zu kochen wird es so heiss,
dass alle im Schatten ruhen.
Nachmittags wenn
Wuriupranala gegessen
hat, setzten sie ihre Suche
fort, bis die Sonnen-Frau
hinter dem westlichen
Horizont verschwunden ist.
Es kommt dann die Zeit wo
Japara, der Mond-Mann,
mit seiner kleineren Fackel
seine Reise über den Himmel
macht, um der Nacht ein
Licht zu geben.
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Das erste Kangaroo
Craitbuls
Söhne vertrieben sich die
Zeit damit, eine sonderbare
Figur aus Baumrinde
herzustellen. Sie gaben der
Figur große Ohren, kurze
Arme, sehr große Beine und
einen starken langen
Schwanz. Als Craitbul die
Rindenfigur sah, gefiel sie
ihm so gut, daß er in sie
hinein atmete und ihr damit
Leben verlieh. Da war das
erste Känguruh geschaffen.
Es war- ein männliches
Känguruh. Craitbuls Söhne
fertigten eine zweite
Tierfigur aus Baumrinde, und
Craitbul hauchte auch ihr
Leben ein. Sie war das erste
weibliche Känguruh. Die
beiden Känguruhahnen
vermehrten sich schnell, und
die Känguruhs waren zahm und
wohlgenährt. Craitbut und
seine Söhne konnten sie mit
den Händen fangen, und ihre
Familie hatte immer
ausreichend und gut zu
essen.
Eines
Tages aber verstieß einer
von Craitbuls Söhnen gegen
das Gebot, daß alle Nahrung
mit jedermann geteilt werden
sollte. Er hatte ein
Känguruhbein gestohlen und
es in einem Baum versteckt,
um es später allein zu
essen. Von dieser Tat war
Craitbul so entsetzt, daß er
einen gewaltigen Sturm
heraufbeschwor, der den
Känguruhs einen solchen
Schreck einjagte, daß sie
über das ganze Land
flüchteten und bis zum
heutigen Tag ihre Furcht und
Scheu nicht verloren haben.
Craitbuls Söhne verfolgten
die Känguruhs bis zum
Glenelg River. Dort ließen
sie sich nieder und wuchsen
zu Männern heran.
Gegen
Ende der Traumzeit
versammelte sich Craitbuls
Familie, um die Erde zu
verlassen. Sie setzten sich
auf Craitbuls Speer -
Craitbuls Frau nahe der
Speerspitze, Craitbuls Söhne
in der Mitte und Craitbul
selbst an das Ende. Dann
flogen sie auf dem Speer
hinauf in den Himmel und
verwandelten sich in
leuchtende Sterne.
Seitenanfang
Die Woma und Kunia
Schlangen-Menschen
Zwei Gruppen der Schlangen-Menschen, die
Woma und die Kunia lebten einst in den zentralen Wüstenlandschaften. Jeden Tag
gingen Sie jagen und kehrten abends zurück in ihr Lager wo sie die Tiere
kochten, die sie tagsüber gefangen hatten.
Mit der Zeit jedoch verließen die Kunia
Schlangen-Männer den weichen Sand und warmen Sonnenschein der Wüste um in den
Felsen des Gebirges zu jagen. Also entschieden sie eines abends am Lagerfeuer,
nach einer langen Diskussion, daß die Schlangen-Menschen sich trennen sollten.
Das neue Zuhause der Kunia soll dann die Felsen im nahegelegenen Gebirge sein.
Eine große Familie der Kunia ließ sich
zwischen den Felsbrocken nieder. Sie lebten an der östlichen und südlichen Seite
vom heute als Ayers Rock bekannten Felsen wo sie in Frieden nach Nahrung
suchten.
Aber eines Tages kam eine Gruppe von
giftigen Lira Schlangen-Menschen aus dem Westen und griffen die harmlosen Kunia
an und töteten sie alle.
Heute sind die Körper und die Lagerstätten
der Kunia als eine Gruppe von großen Felsbrocken, am Fuße von Ayers Rock, zu
sehen.
Seitenanfang
In der Traumzeit befiel eine schreckliche Dürre das Land. Die Blätter der Bäume
verfärbten sich braun und fielen von den Zweigen. Die Blumen ließen die Köpfe
hängen und starben. Auch
das grüne Gras verwelkte, nachdem es der Atem des Geistes vom unfruchtbaren
Berg, der Atem des Feuers, getroffen hatte. Im heißen Wind klapperte das tote
Schilf im Flussbett und der brennende Sand schimmerte wie eine silberne Lagune.
Die einst plätschernden Nebenflüsse und die tiefen, ruhigen Wasserlöcher waren
trocken. Am freien blauen Himmel strahlte die Sonne wie eine Masse flüssigen
Goldes. Die Wolken wurden nicht mehr über die Hügel getrieben. Und die einzige
Dunkelheit, die über das Land kam, war nur der Schatten der Nacht und des Todes.
Nachdem viele Tiere verdurstet waren, trafen sie sich alle, die auf dem Land
lebten, um Rat zu halten, was die Ursache der Dürre sein könnte. Sie reisten
viele Meilen. Einige kamen vom Busch und Anderen von den entfernten Bergen.
Die Meervögel verließen ihre Häuser in die Klippen, in denen die weiße Brandung
donnerte, und flogen viele Tage und Nächte ohne Pause. Als sie nun alle am
gewählten Treffpunkt im zentralen Australien eintrafen entdeckten sie, dass ein
Frosch von enormer Größe alles Wasser im Land geschluckt hatte, und so folglich
die Dürre verursachte. Nach langen, ernsthaften Gesprächen wurde es entschieden,
dass der einzige Weg, wieder das Wasser zu erhalten sei, den Frosch zum Lachen
zu bringen. Die Frage war nur, welches Tier versuchen sollte, dieses Lachen zu
erreichen. Man wählte nach hitziger Debatte den Kookaburra aus, es zu versuchen.
Die Tiere bildeten einen sehr großen Kreis mit dem Frosch in der Mitte. Da saßen
sie nun alle zusammen. Die roten Kängurus, die graue Wallaroos, Felsen und Sumpf
Wallabies, Kängururatten, Bandicoots, Koalas und die Ringbeutler. Sogar die Emus
vergaßen ihren Streit. Der Glockenvogel hielt ein in seinem Glockenspiele. Der
so gefährliche Metzgervogel saß friedlich neben der Brown Snake. Sogar das
Stachelschwein vergaß, seine Borsten zu sträuben. Es war Waffenstillstand im
Krieg des Busches.
Jetzt fing der Kookaburra, der auf einem Baumast saß und mit funkelnden Augen
den großen, aufgeblähten Frosch betrachtete, sein braunes Federkleid
aufzuplustern. Und dann startete er seine Lachtirade. Vom anfangs leisem tiefem
Gurgeln, das tief in der Kehle entstand, steigerte er sein Lachen stufenweise
lauter und immer lauter. Bis der Busch mit dem Ton seines Gelächter widerhallte.
Die anderen Tiere schauten ihn mit sehr ernsten Gesichtern an. Aber der Frosch
gab kein Zeichen. Er blinkte mal eben mit den Augen und schaut so dumm, wie nur
ein Frosch schauen kann. Das Kookaburra fuhr fort in seinen erfolglosen
Bemühungen, die ihn fast die Luft nahmen, bis er vom Baum fiel. Als nächste
Bewerber versuchte die Kragenechse ihr Glück. Sie verlängerte die Krause um ihre
Kehle und ließ die Luft auf und ab hüpfen. Allerdings ohne eine Reaktion beim
Frosch, der die Echse kaum beachtete. Da machte einer den Vorschlag, wenn alle
Tiere tanzten, würde der Frosch vielleicht lachen. Aber sie mühten sich umsonst
bis zur Erschöpfung. Der Frosch blieb desinteressiert.
Die Situation wurde ernst. Die Tiere wussten keinen Rat. Und es setzte ein
lautes und wirres Durcheinander von Palaver ein. Trotzdem war in dem lauten
Gerufe ein bedrängter lauter Hilfeschrei zu hören. Eine Teppichschlange
versuchte gerade ein Stachelschwein zu verschlucken. Das hatte seine gesträubten
Borsten in deren Hals gebohrt. Und ein Kookaburra hatte die Schlange am Schwanz
gepackt, um mit ihr wegzufliegen.
Schließlich kämpften auch noch zwei Bandicoots um eine süße Wurzel. Und die
wurde während der Kampelei von einem Opossum stibitzt. Da vergaßen sie schnell
den Streit und jagten gemeinsam die Beutelratte, die sich auf einen Baum
rettete, wo sie sich mit dem Schwanz an einen Zweig klammerte und genüsslich die
süße Wurzel verzehrte. Sehr zum Ärger der Bandicoots.
Nachdem Frieden und Ruhe wieder hergestellt worden waren, wurde die Frage der
Dürre erneut erörtert. Ein großer Aal, der in einem tiefen Wasserloch am Fluss
lebte, schlug vor, man möge ihm gestatten, den Frosch zum Lachen zu bringen.
Darüber mussten nun wiederum viele Tiere lachen, aber in ihrer Verzweiflung
stimmten sie zu. Der Aal begann damit, vor dem Frosch zu Wackeln, zu Zappeln und
sich zu Winden. Zunächst langsam, dann schneller, schneller, immer schneller. Er
tat dies solange bis sein Kopf und sein Schwanz sich trafen. Dann verlangsamte
er seine Bewegungen und zappelte wie eine Schlange mit Schüttelfrost. Nach
einigen Minuten veränderte er diese Position und fiel wie eine wohlschmeckende
Made auf ein Ameisenbett.
Der Frosch öffnete seine schläfrigen Augen, sein großer Körper bebte, sein
Gesicht entspannte sich und schließlich barst er in ein Lachen aus, das wie
rollender Donner klang. Das Wasser ergoss sich in riesiger Flut aus seinem Maul.
Es füllte die tiefsten Flüsse und bedeckte das Land. Nur die höchsten
Gebirgsspitzen waren, wie Inseln im Meer noch sichtbar. Viele Menschen und Tiere
ertranken.
Der Pelikan, damals noch ein Freund der anderen Tiere, segelte mit seinem Kanu
von Insel zu Insel und rettete viele Kameraden aus der Not. Schließlich kam er
zu einer Insel, auf der es viele Leute gab. In ihrer Mitte sah er eine schöne
Frau und verliebte sich. Er rettete alle Männer auf dieser Insel. Die Frau blieb
alleine zurück. Jedes Mal wenn er die nächste Gruppe Männer holte, fragte sie
ihn, ob er sie nicht mit den Männern mitnehmen könne. Und er antwortete stets,
dass zu viele Leute schon im Kanu wären. Aber er würde sie beim nächsten Mal
mitnehmen. Dies wiederholte sich mehrmals. Bald merkte die Frau, dass der
Pelikan sie mit in sein Lager nehmen wollte. Sie wollte dies aber nicht. Während
er wieder eine Gruppe weg brachte wickelte sie einen Holzklotz in ihre Opossum
Decke. Diesen setzte sie aufrecht neben ihre Hütte. Da die Flut inzwischen
nachgelassen hatte, konnte sie sich im Busch verstecken. Als der Pelikan zurück
kam rief er nach ihr, bekam aber keine Antwort. Er sah die Decke, ging hin und
trat mit dem Fuß dagegen. Nicht rührte sich. Da und riss wütend die Decke weg.
Doch statt der erwartenden Frau fand er den Holzklotz. Darüber war der Pelikan
sehr verärgert und beschloss, sich zu rächen. Er bemalte sich mit weißem Lehm
und machte sich auf, die restlichen Gefährten zu suchen, um dies zu töten. Aber
der erste Pelikan, den er traf, war so erschrocken durch sein merkwürdiges
Aussehen, das ihn mit einer Keule schlug und tötete. Seitdem gibt es als
Erinnerung an die große Flut schwarze und weiße Pelikane.
Das Hochwasser ging stufenweise zurück. Und nach und kleidete sich das Land
wieder in den grünen Kleidern des Frühlings. Durch die hohen Grünschilfe
flüsterte die Stimme des Nachtwinds eine zarte Musik zum Fluss. Und, der Morgen
vom östlichen Himmel dämmerte sangen die Vögel ein Lied des Willkommens für die
neue Flut. Die Flut des goldenen Tageslichtes.
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Der erste Bullroarer
In alter
Zeit gingen einmal die zwei
Byama Brüder auf die Jagd.
Ihre Söhne verweilten an
einem vermeintlich sicherem
Ort, auf einem Felsplateau.
Thoorkook, ein böser Mann,
der durch die zwei Byama
Brüder einmal beleidigt
wurde sah das und sann auf
Rache. Seine Hunde vor sich
her hetzend stürmte er das
Plateau. Als Thoorkook das
Plateau erreichte fand er
seine Hunde über den
zerfleischten Überresten der
Söhne vor.
Die ganze Nacht wurde um die
Jungen getrauert. Schon am
Morgen sann der Vater auf
Rache, aber die Frauen
verblieben weiterhin in
tiefer Trauer. Die Tränen,
die sie bei der Arbeit
vergossen, fielen zischend
ins Feuer.In der darauf
folgenden Nacht war die
Trauer wieder tief. Die
Frauen verließen das Lager
und wanderten fort um mit
ihrer Trauer allein zu sein.
Das Weinen un Geschrei, war
so groß, dass es die Männer
im Lager erreichte. Diese
hielten sich die Ohren zu um
das Geschrei und Weinen
nicht mit anhören zu müssen.
Das ging Nacht für Nacht so
weiter, bis sich die Frauen
in Brachvögel verwandelten.
So konnten sie ihre Trauer
bis zum Ende der Zeit
zeigen.
Ihre Söhne und Frauen waren
verloren, so sannen die
Männer auf Rache an
Thoorkook und seinen Hunden,
aber die Agst vor den Hunden
war groß. So fassten sie den
Plan die Hunde vom Lager
wegzulocken und zu töten. Da
es sich aber um sehr
gefährlich Hunde handelte
griffen sie auf Magie
zurück.
Sie banden sich Kangaroo
Felle um den Körper und
begannen im Rhythmus des
Kanagroo zu tanzen und
zitierten dabei uralte
Zaubersprüchen. Langsam
verwandelte das Fell um den
Körpern in Schwänze, die
Arme und Beine wurden
kräftiger, langsam
verwandelten sich die zwei
Brüder in Kangaroos.
Gemeinsam hüpften sie auf
Thoorkooks Lager zu.
Schon von Weitem witterten
die Hunde sie und begannen
die zwei Brüder zu
verfolgen. Der größte und
stärkste Hund kam den zwei
Kangaroos sehr nahe. Die
zwei Kangaroos stoppten und
empfangen den Hund mit
Schwanzschlägen. Kurz darauf
wur der Hund tot. Kurze Zeit
später teilten sein
Schicksal di übrigen Hunde.
Als diese Arbeit getan war,
verwandelten sich die Brüder
wieder in Menschen und
töteten den Mörder ihrer
zwei Söhne. Thoorkooks Geist
allerdings entkam und lebte
forthin als Eulenschwalm.
Die Söhne waren gerächt,
aber das brachte weder die
Söhne noch die Frauen
wieder, und so blieben die
zwei Brüder wieder einsam.
Als einer der Brüder mit
einer Axt eine Made aus dem
Stamm eines Baumes holen
wollte, platze ein grosses
Stück der Rinde ab und
wirbelte durch die Luft.
Dabei war ein seltsamer Ton
zu hören.
Der Ältere drehte sich um,
da er glaubte die Stimme
seines Sohnes zu hören,
beschloss es genauer zu
untersuchen. Er schickte
seinen Bruder nach Hause und
begann das Phänomen zu
untersuchen. Nachdem sein
Bruder weg war begann er das
Stück Rinde durch die Luft
zu werfen. Wieder und wieder
versuchte er es, aber nie
hatte er es geschafft ein
Geräusch hervorzubringen.
In einem weiteren Versuch
bohrte er ein kleines Loch
in ein Ende und knotete ein
langes Stück Rindenfase
daran. Das so befestigte
Rindenstück wirbelte er über
seinem Kopf. Nun konnte er
leise die Stimme seines
Sohnes hören. Dasselbe
probierte er mit einem
größeren Rindenstück.
Diesmal konnte er die Stimme
seines Sohnes lauter hören.
Auch der Bruder, der
zwischenzeitlich im Lager
angekommen war konnte die
Stimmen hören und eilte zu
seinem Bruder.
"Ich hörte die Stimme meines
Sohnes" sagte nun auch der
Jüngere.
"Aber er ist nicht hier,"
sagte der Ältere.
"Ich weiß, er ist tot. Doch
wie kann das sein?"
Der Ältere schwang wieder
das Stück Holz und die
Stimme erklang. "Das ist
nicht Dein Sohn, es ist auch
nicht mein Sohn, es sind
ihre Geister. Sie leben in
diesem Stück Holz."
Und so entstand der erste
Bullroarer (Schwirrholz). Es
war eine spirituelle
Zeremonie, die Geister der
Söhne durch den Bullroarer
zu rufen und wurde den
Frauen nie gezeigt.
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Entstehung
des Didgeridoo
Erste Erzählung aus dem
Arnhem Land, Northern
Territory
Bei der Suche nach Nahrung
durchstreifte ein Stamm vor
langer Zeit das Arnhem Land.
Der Stamm war zufrieden und
lebte mit der Welt und der
Umwelt in Harmonie.
Dies blieb so, bis zu dem
Zeitpunkt als zwei schöne
Schwestern auf der Suche
nach Früchte, weit vom Lager
entfernt von einem bösen
Riesen entführt wurden.
Alle Versuche zur Flucht
wurden durch den bösen
Riesen vereitelt. Doch als
dieser sich eines Tages auf
der Jagd befand, gelang den
beiden Schwestern die Flucht
und nach langem Suchen
fanden sie den Weg zurück
zum Lager ihres Stammes.
Als der Riese von der Jagd
zurückkam stellte er fest,
dass die Schwestern
verschwunden waren. Außer
sich vor Wut machte er sich
auf die Suche nach ihnen um
sie zurückzuholen.
Die Stammesältesten ahnten,
dass der Riese kommen würde
um die Frauen zuholen und
sie beschlossen dem Riesen
eine Falle zu stellen. Sie
hoben eine tiefe Grube aus
und lockten den Riesen mit
der Hilfe der zwei
Schwestern in die Falle.
In der Grube gefangen
bewarfen ihn die Jäger des
Stammes den Riesen mit ihren
Speeren. Nach kurzer Zeit
wand sich der Riese mit
Speeren gespickt und einem
Stachelschwein gleichend im
Todeskampf. Außer sich vor
Schmerzen und sich seines
Todes gewiss blies der böse
Riese auf seinem Penis und
ein tiefer, vibrierender Ton
war zu hören.
Dieser Ton rührte die
Stammesältesten und die
Jäger. So versuchten Sie
Wege zu finden, um diesen
Ton zu erzeugen. Alle
Versuche schlugen fehl, bis
eines Tages einer der Jäger
einen durch Termiten
ausgehöhlten
Eukalyptus-Stamm fand und
darauf blies. Und der Ton
der dabei entstand war der
Gleiche, den sie bei dem
Riesen gehört hatten.
Von diesem Zeitpunkt war das
Didgeridoo ein fester
Begleiter der Aboriginals
bei Gesang und Tanz.
Seitenanfang
Zweite Erzählung aus
Nord-Queensland
Die Frauen von einem Volk im
Norden von Australien waren
unterwegs, um Holz für das
Feuer zu sammeln. Einer der
Holzstämme war hohl. Während
des Tages fing der Wind an
zu blasen und man hörte
einen fremden aber
fazinierenden Ton.
Nach eingehender Suche,
fanden die Stammesmitglieder
heraus, dass der Ton aus dem
Holzstapel kam.
Wenn der Wind blasen kann,
so überlegten die
Ureinwohner, so können sie
es auch
Sie bauten sich solche
Klangrohre und
veranstalteten ein
Tanzfest...
Seitenanfang
Eine Geschichte über das Didgeridoo aus der Traumzeit erzählt von dem
Mythos des Didgeridoos zwischen der Einheit der zwei Welten . Die
Aborigines glauben fest an diese Erzählung, die wie folgt ist:
Die Aborigines glauben an die Wandjina,
ein ? Traumzeitvolk ?, welche die Geschöpfe und Formen der Erde
erschufen. Als die Aborigines erschaffen wurden, war es für die
Wandjinas an der Zeit, die Erde zu verlassen. Als Geschenk erhielten die
Aborigines das Didgeridoo.
Wann immer es gespielt wird, erzeugt es
ein Klangfeld zwischen den zwei Welten.
Die Aborigines sind dadurch in der
Lage, zu den Wandjinas zu reisen, und die Wandjinas zu den Aborigines.
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Die Prophezeiung
Es gibt
eine Traumzeit-Geschichte,
die weit zurückreicht. Sie
erzählt von den Weisen oder
Stammesheilenden von einst.
Früher vermochten sie in
ihre besonderen Kristalle
hineinzugehen. Sie sahen
Bilder der Vergangenheit,
Bilder von Dingen, die
gerade jetzt, weit weg
geschehen, und Bilder der
Zukunft. Einige der Bilder
der Zukunft erfüllten die
Alten mit Furcht. Sie sahen
eine Zeit, in der die Farbe
der schwarzen Menschen
blasser und blasser zu
werden schien, wie die der
Steine, bis überall in
Australien nur noch die
weißen Gesichter von den
Geistern der Toten zu sehen
waren. Die Aborigines
verbinden weiße Haut mit
Toten, da wir alle nach dem
Tod zu weißen Skeletten
werden. Als zum ersten Mal
Weiße nach Australien kamen,
vermeinten die Schwarzen,
Geister von toten Menschen
zu sehen, die in ihr altes
Land zurückkehren, und
hießen sie willkommen. Das
Traumzeit-Gesetz besagt, daß
die Lebenden Zeremonien
abhalten und den Geistern
der Toten helfen müssen; den
Weg in den Himmel zu finden,
wo die toten Geister leben.
Die Zeremonien brachten die
weißgesichtigen Menschen
nicht ins Reich des Todes;
vielmehr haben die Weißen
das Reich des Todes auf die
Erde gebracht.
Auszug aus dem Buch von
Robert Lawlor "Voices of the
First Day"
(1991; deutsch: "Am Anfang
war der Traum)
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Die Mimi Spirits
Die Mimi Spirits sind Geisterwesen,
die in den felsigen Gegenden und im Busch Nordaustraliens
leben. Vor der Erschaffung der Menschen existierten sie dort
in einer Art menschlicher Form.
Die
Mimis bilden eine eigene, unsterbliche Rasse, die magische
Kräfte besitzt. Sie werden den schöpferischen Ahnen , den
„Creative Ancestors“ zugeordnet. Sie werden so beschrieben,
wie sie auf den Felsmalereien abgebildet sind. Als nackte,
lange und dünne, stockähnliche Kreaturen mit großen Köpfen
und Haaren. Einigen Überlieferungen nach sind die Mimis so
dünn, dass man durch sie hindurchsehen kann. Ihre
fleischlosen Körper sollen beim Laufen klappern.
Der Überlieferung nach, lehrten sie
den Ahnen in der Traumzeit das Jagen und Zubereiten von
Tieren und das Sammeln von Lebensmitteln. Auch viele
Bräuche, Zeremonien, das Singen und Tanzen sowie die Malerei
sollen die ersten Menschen von den Mimis gelernt haben. Die
Aborigines glauben, dass dass die Mimi-Spirits darüber
wachen, dass die Menschen, rechtschaffen und nach den
Gesetzen ihres Landes leben. Menschen, die dies nicht tun,
werden von den Mimis bestraft. Ein Beispiel dafür sind die
Feuergeister, die darüber wachen, dass das Feuer in den
Hütten immer brennt, oder lassen kontrolliert Buschland
abbrennen um neues Leben dort möglich zu machen, wenn die
Gesetze befolgt werden, oder schicken zerstörendes Feuer um
zu bestrafen.
Trotz
ihrer Unsterblichkeit, können sie ihr Versteck jedoch nur
bei ruhigem Wetter verlassen, denn auf Grund ihrer
außerordentlichen Zerbrechlichkeit fürchten sie, der Wind
könne ihnen das Genick brechen oder sie forttragen.
Tagsüber leben die Mimis in ihren
Verstecken in den Felsen. Sie kommen nur in der Nacht aus
ihrem Versteck hervor und verbringen viel Zeit mit dem
Liebesspiel. Dazu sprengen sie ein Loch, eine Art Tür, in
den Fels. Andere Mythen berichten von ihrer Fähigkeit, die
Felsen allein durch die Kraft des Wortes zu öffnen und
hinter sich zu verschließen. Bei Anbruch der Dämmerung
ziehen sich diese extrem scheuen Wesen wieder zum Schlafen
in ihren Fels zurück. Einige von ihnen suchen auch Schutz in
winzigen Höhlen oder engen Felsspalten.
Diese mysteriösen Geisterwesen sind
meist harmlos, gelegentlich aber auch launisch und boshaft.
Viele Geschichten warnen davor den Mimis nicht zu trauen.
Man sagt ihnen nach, sie würden ihren Freunden die Nahrung
stehlen und keine Möglichkeit auslassen eine Mahlzeit aus
Menschenfleisch zu ergattern. So berichtet eine Geschichte
von einem Angehörigen der Gunwinggu, der sich auf Mimi
Gebiet begab und dort auf eine Gruppe von Mimis stieß. Er
wurde von dem 'Anführer' in seine Höhle eingeladen, schlug
diese Einladung jedoch aus. Aus lauter Vorfreude auf ein
Festmahl begannen die anderen Mimis in der Gegend zu tanzen,
mussten dann allerdings enttäuscht feststellen, dass der
Anführer den Mann bereits alleine verspeist hatte.
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Diese Sammlung von
Geschichten stammen aus
verschiedenen Quellen, z.B.
Internet, Übersetzungen aus
Büchern und Erzählungen von
Ältesten der verschiedensten
Stämme der australischen
Aboriginal People. Sollten
hier dennoch Copyrights von
anderen Autoren
berücksichtigt werden
müssen, dann bitte ich den
Leser eine Email an
Peter.Hofmann[at]net2go.info
zu senden.
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